Samstag, 25. September 2004

Vienna Calling 7/2004

Vienna Calling 07/2004...

… aus der Stadt, in der es bei IKEA keine Hotdogs gibt!
!!
!!!
Insgesamt ist die Hot Dog-Situation in dieser Stadt aber eh nicht zufrieden stellend, doch dazu ein anderes Mal mehr. Auch ansonsten hat Wien nämlich doch immer noch einige Überraschungen zu bieten. Und ich meine jetzt nicht, dass die Bewohner arrogant, meist relativ unfreundlich und ein wenig weinerlich sind, sondern darüber hinaus einen unangenehmen Hang zum Obrigkeitsstaat.

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Wien ist eine schöne Stadt, das weiß alle Welt,
aber wissen Sie, was mir ganz besonders g'fällt?
Weder der Stephansdom, noch der Johann Strauß,
nicht ein Wiener Gspusi, schon gar nicht die Musi,
nein, was ich am liebsten hab, ich sag's grad heraus:
Die Messer, die Messer, die G'schäften san ganz voll damit.
In jeder Zahl, aus Edelstahl und aus der Monarchie.
Zum Schnitzen, zum Schlitzen, wohin man schaut, auf Schritt und Tritt,
fürn Pudel, fürn Strudel und für die Chirurgie.
Wer Wien liebt - und das tun ja heut die meisten Leut -,
der denkt bei so viel Messer gleich an diese Möglichkeit.
(Georg Kreisler „Wien ohne Wiener")
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So kam letzte Woche beispielsweise mein Hausbesorger mit einer Liste der Hausverwaltung vorbei, auf der die Namen aller Hausbewohner standen. Man solle nun neben seinem Namen unterschreiben und die Verwaltung Wohnungen würde diese Liste dann an den Magistrat der Stadt Wien, also die hiesige Version des Einwohnermeldeamtes, weitergeben, damit diese die Daten abgleichen und sehen können, ob auch alle Bewohner ordnungsgemäß gemeldet sind. Es muss ja alles seine Ordnung haben…
Ein anderes bemerkenswertes Erlebnis hatte mein französischer Kollege, der sich keine DVD leihen durfte, weil der Videothekar (Oder heißen die jetzt Devaudethekar?) keinen Mitgliedsausweis ohne polizeiliche Meldebescheinigung ausstellen mochte. Auch der französische Pass überzeugte den guten Mann nicht. Eine Meldebestätigung für einen Videothekenausweis? Aha.
Von mir wollte übrigens bis jetzt noch niemand einen Meldezettel sehen. Vielleicht denken die hier ja noch, dass Deutschland noch dazu gehört. Würde mich jedenfalls nicht wundern.

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Wie schön wäre Wien ohne Wiener, so schön wie a schlafende Frau.
Der Stadtpark wär sicher viel grüner und die Donau wär endlich so blau.
Wie schön wäre Wien ohne Wiener, ein Gewinn für den Fremdenverkehr.
Die Autos ständen stumm, des Riesenrad fallet um,
und die lauschigen Gasserln wären leer.
In Grinzing endlich Ruh und 's Burgtheater zu.
Es wär herrlich, wie schön Wien dann wär.
Keine Baustellen, keine Schrammeln und im Fernsehen kein Programm.
Nur die Vogerln und die Pferderln und die Hunderln und die Bam.
Und wer durch dies Paradies muß, findet später als Legat,
statt des Antisemitismus nur ein Antiquariat.
Weder Krankheit noch Genesung, weder Fürst noch Parlament,
wär für Wien nicht diese Lösung das perfekte Happyend?
(Georg Kreisler „Wien ohne Wiener)
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Ich weiß auch nicht, wieso Leute gerne in dieser Stadt leben. Ich jedenfalls habe meinen Vertrag noch einmal bis November nächstes Jahr verlängert und suche mir jetzt eine ernstzunehmende Wohnung. Aber vorher mache ich Urlaub.
Bis demnächst, viele Grüße, küss die Hand und Baba,
derherrmoeller

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Kann man ein Land ernst nehmen, das aussieht wie ein Schnitzel?
-Wienerische Schmankerl-

Viel Möbel um wenig Geld. – Werbung eines Möbelhauses
Hausbesorger – Hausmeister
Bam (auch: Bim) – Straßenbahn
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