Dienstag, 20. Dezember 2005

Vienna Calling 04/2005

...aus der Stadt, in der in der die Firma OTIS sich eine goldene Nase mit der Wartung von Rolltreppen verdient. Ernsthaft, ich habe noch keine Stadt gesehen, wo die Rolltreppen in den U-Bahnhöfen so oft gewartet, instand gesetzt oder was-weiss-ich-was-noch-mit-denen-gemacht-werden-kann mit ihnen getan wird.

Sollten die wirklich so oft kaputt sein, würde ich jedem, der über den Kauf einer Rolltreppe nachdenkt, von dieser Firma abraten. Sollte das nur ein Trick sein, den Wienern Linien das Geld aus der Tasche zu ziehen allerdings auch, denn sonst muss man sich am Ende jede Woche einen Tag Urlaub nehmen, um auf den Rolltreppentechniker zu warten. Und wie pünktlich Handwerker sind habe ich heute morgen bei dem "naja-um-acht-aber-spaetestens"-Tischler gemerkt, der meine Wohnungstür von Einbruchschäden befreien sollte.

Auf der anderen Seite sind die Rolltreppen in Wien wohl tatsächlich sehr sicher. Seit ich hier bin habe ich noch nie gehört, dass eine abgestürzt wäre oder durch einen technischen Fehler etwa Leute gen Himmel geschossen hätte.

----------------------------------------------------------------
Zwei alte Österreicher unterhalten sich über Fußball: "Wer spielt denn heute?" - "Österreich-Ungarn." - "So? Und gegen wen?"
(SPIEGEL online "Ach was haben wir geweint… Die miesesten Witze")
----------------------------------------------------------------

In der Wohnung unter unserem Büro wohnt seit einiger Zeit ein Pianist. Die Tonleitern, die er übt, werden glaube ich in Guantanamo als innovative Befragungstechniken benutzt, aber ab und zu spielt auch ganze Stücke. Was es nicht unbedingt besser macht. Wie auch immer, mit Weihnachtsmusik sind wir jedenfalls den ganzen Tag über ausreichend versorgt. Heute ist noch ein anderes Instrument hinzugekommen, meine Kollegin sagt, es sei eine Oboe.

Alle anderen, denen der Sinn nach Weihnachtsmusik steht, koennen hier auf die Rentiere klicken:
http://www.icq.com/friendship/pages/view_page_7944.php

Ich wünsche euch allen noch eine schöne Adventszeit, frohe Weihnachten und alles Gute für das neue Jahr.

Bis demnächst, viele Grüße, küss die Hand und Baba,
derherrmoeller

Donnerstag, 15. Dezember 2005

Du bist Deutschland

Sonntag, 20. November 2005

Tbilisi II


Immer noch Tbilisi, der Stadt, in der die Strasse zum Flughafen nach George W. Bush benannt ist. Die Stadt bereitet sich gerade auf die Feierlichkeiten zum 2. Jahrestag der Revolution am 23. November vor und ueberall werden Buehnen aufgebaut.

Heute waren wir im Stalin Museum in Gory und auf dem Rueckweg in einem Kloster, das eine Art Las Vegas von Georgien zu sein schien. Zwar gab es dort keine Casinos und das Gebaeude war wunderschoen, aber geheiratet wurde scheinbar im 5-Minuten-Takt. Das Stalin Museum hatte schon fast etwas religioeses, quasi reliquienhaft werden beispielsweise Zigarren aus seinem Schreibtisch ausgestellt. Die Dinger sind locker 60 Jahre alt! Sein Geburtshaus wurde in den 1970ern ueberdacht und erinnert jetzt ein wenig an einen Tempel.

Der Verkehr in Georgien ist nicht so chaotisch wie in manch anderen Plaetzen, eher schlimmer. Selbstmoerderisch oder todesverachtend trifft es glaube ich ganz gut. Der Einzelhandel hat sich damit allerdings gut arrangiert, vergleichbar in etwa mit einer Wuerstchenbude auf der Ueberholspur der A7 Hoehe Kasseler Berge. Einbahnstrassenregelungen werden flexibel gehandhabt: Kommt keiner von vorne ist es eine Einbahnstrasse, kommt einer ist es keine mehr. Dies gilt nicht nur fuer Stadtstrassen, sondern auch fuer mehrspurige "Autobahnen".


Schoen sind auch hier wieder die Beschriftungen der Autos und LKW, die Rueckschluesse auf die Geschichte zulassen. Beispielsweise der Feuerwehrloeschzug, an dem immer noch "Feuerwehr Duesseldorf" und als Notruf die "112" auf der Seite steht.

Insgesamt aber wirklich eine ziemlich schoene Stadt, ich glaube hier kann man es ganz gut aushalten.

Freitag, 18. November 2005

Tbilisi I


Vienna Calling online aus der Stadt, in der Zigaretten stueckweise verkauft werden: Tbilisi (oder Tiflis). Das ist in Georgien. Obwohl, das mit den Zigaretten in Berlin anscheinend auch schon der Fall ist, habe ich mir sagen lassen.

Die Stadt ist wunderschoen, aber total heruntergekommen. Kein Wunder allerdings, wenn man einfach mal 20 Jahre nichts fuer den Unterhalt tut. Aber zu Zeiten der guten alten UdssR aber soll Tiflis die Perle ueberhaupt gewesen sein und ihren Wein und Fruechten zu verdanken.

Und vor allem in den Seitenstrassen laesst sich die vergangene Schoenheit noch erkennen, und diesmal ganz ohne Blick in die Sowjetvergangenheit, sondern eher in Form von gruenen Plaetzen, geschnitzten Erkern, schmiedeeisernen Balkongelaendern, bunten Fassaden und alten Kirchen, Moscheen und Synagogen. Allerdings sind die Erker verfault, die Balkone am Herunterfallen und die Farbe abgeblaettert.

An die Sowjetvergangenheit erinnert allerdings ein Stalin-Museum in dessen Geburtsort. Soll ziemlich bizarr sein. Da fahren wir am Samstag hin, ich freu mich schon. Mal gucken wie das ist, vielleicht koennen wir das ja tatsaechlich als Vorbild nehmen und spaeter in Oesterreich ein Hitler-Museum eroeffnen, wie mein russischer Kollege A. vorschlug…


Vom Hotelzimmer aus schaut man genau auf den Freedom Square, auf dem im November 2003 die Demonstrationen stattfanden. Ich weiss nicht, wie es vorher dort aus sah, aber heute ist dort neben dem Rathaus das Marriott , in dem wir wohnen, die Bank of Georgia und United Georgian Bank, eine Cola Billboard-Werbung und eine grosse Leinwand mit Werbespots, die ich leider nicht lesen kann. Dazwischen herrscht das uebliche Verkehrschaos und massenhaft nagelneue Polizeiwagen fahren ohne erkennbares Muster oder Ziel durch die Stadt und machen dabei allerlei Geraeusche.

Abgesehen davon hat sich allerdings wohl nicht so viel verbessert, anscheinend eher im Gegenteil. Korruption ist wohl immer noch an der Tagesordnung, Strom immer noch nicht selbstverstaendlich und Medien werden immer noch beeinflusst, lediglich von anderen Personen.

Ein weiteres Problem ist wohl die Sicherheitslage und dass man sich als Auslaender nicht besonders sicher bewegen kann in der Stadt. Mir ist das zwar noch nicht aufgefallen, aber in die kleinsten Seitenstrassen oder alleine in die Dunkelheit muss ich mich dann auch nicht bewegen. Und dank der Konferenz kommt man auch nicht so sehr zum Sightseeing wie man eigentlich wollen wuerde.

Erwaehneswert ist uebrigens auch das georgische Essen: Unglaublich umfangreiche und leckere Vorspeisen, Salate, gegrillter Kaese, Kachapuri (mit Kaese gefuelltes warmes Brot), Spinatpaste und andere Koestlichkeiten mehr. Als Hauptgericht dann beispielsweise gegrilltes Fleisch und dazu georgischer Rotwein… In Wien gibt es ein georgisches Restaurant ("Ma Creperie"), wenn jemand auf den Geschmack gekommen sein sollte...

Sonntag, 16. Oktober 2005

It's a long way to Vienna

Den weiteren Abend in der Hotelbar verbracht, um Zeit totzuschlagen. Um 01:00 wartet der Bus zum Flughafen vor dem Hotel auf uns. Bis hierher seit ich Samstag morgen um 9 aufgestanden bin 17 Stunden ohne Schlaf.

Sonntag, 02:00, Flughafen Almaty
Ein einziges Chaos, aber dank sowjetischer Durchsetzungsfaehigkeit klappt das dann doch alles. Das geht so: Unser russischer Kollege zueckt seinen Diplomatenpass, marschiert – uns im Schlepptau – einfach an allen Schlangen vorbei, greift sich einen uniformierten und sagt dass a) er Diplomat ist, b) wir seine internatonalen Gaeste und c) wir gerade von einem Abendessen beim Schwiegersohn des Praesidenten kommen, woraufhin d) der Uniformierte sich entschuldigt und uns alle passieren laesst. Klappt immer. A. sagt, das wuerde sie an ihre Kindheit erinnern.

03:30, Take-off
Kaum Verspaetung, es geht gen Heimat. Bis hierhin 19 Stunden ohne Schlaf. Beim Film fallen mir die Augen zu, aber so richtig schlafen kann man in diesen Scheisssesseln nicht.

24 Stunden wach
Irgendwo ueber Polen gibt’s Fruehstueck. Ungeniessbar, was denkt die Lufthansa sich eigentlich?

25. Stunde, FRA
Landung in Frankfurt. Ueberall kaputte Treppen, lange Schlangen. Kollege A. kommentiert: „German efficiency? Your ass!“. Recht hat er.

27. Stunde, FRA
Start nach Wien. Das Sandwich schmeckt kein Stueck nach Huhn.

29. Stunde, 10:00 Ortszeit, Wien
Landung in Wien, Koffer eingesammelt und mit Kollegin H. erstmal auf einen BigMac zu McDonalds. Mag ignorant klingen, aber so eine Dosis Tomatenketchup tut echt mal ganz gut. Kurze Spekulation, wie eine Bestellung bei McDo in Kasachstan aussieht. „Einmal das BlackBeauty Menu bitte, mit McFury, Sechser Manti und einer grossen Stutenmilch ohne Eis.“

32. Stunde, Badewanne
Tut gut.

Samstag, 15. Oktober 2005

Stutenmilch und Pferdefleisch


Die Konferenz in den letzten beiden Tagen gut ueber die Buehne gebracht. Interessante Leute, spannende Berichte und heftige Diskussionen mit Regierungsvertretern (die natuerlich davon ueberzeugt sind, dass die Medien im eigenen Land eh so frei sind… freier geht’s gar nicht!).



Abends dann offizielles Essen, bei dem der Gastgeber sich eher grosskotzig verhielt.
H.: „He acts like he owns this whole country.“
A.: „In fact, he does.“
Waehrendessen tuermte sein Assistent Pferdefleisch und Manti auf unsere Teller. Manti sind so eine Art Ravioli, gefuellt mit Lamm und eigentlich ganz lecker. Sehen nur irgendwie aus wie Hirn.

Heute haben wir ein wenig Zeit, in die Berge zu fahren, allerdings geht es da irgendwo nicht weiter, da die Strasse zwar da ist, die Bruecke ueber den Fluss jedoch einfach fehlt. Auf dem Rueckweg noch Mittag gegessen (diesmal kein Pferd) und nach einem kurzen Stopp in der Shoppingmall wieder ins Sanatorium.

Die Kluft zwischen Arm und reich ist hier wie so oft unglaublich gross. In den Malls gibt es Geschaefte von Calvin Klein oder Dior, in denen die Preise in Euro und US-Dollar ausgezeichnet sind, und eine Eislaufbahn, aber auf den Strassen in der Stadt sitzen alte Frauen ohne Zaehne, die am Strassenrand Melonen fuer ein paar Tenge verkaufen. Gleichzeitig fahren mehr Porsche Cayenne oder BMW X-irgendwas mit verdunkelten Scheiben herum als in vielen anderen Grossstaedten. Oelgeld meets gewachsene Nomadenstrukturen. Oder eher Oligarchen vs. normale Bevoelkerung.

Der Verkehr ist die Hoelle (allein die Auslegung der Verkehrsregeln gefaellt mir), es stinkt nach Abgasen und verbrannten Muell, Buergersteige oder so gibt es natuerlich nicht, aber jeder ist trotzdem im Auto, zu Fuss oder sonst wie unterwegs. Lebhaft, koennte man sagen.

Zurueck im Sanatorium noch schnell schwimmen gewesen, dann Sachen packen. War jetzt auch genug Pferdefleisch.

Mittwoch, 12. Oktober 2005

Des Apfels Grossvater


Da die Konferenz erst morgen beginnt haben wir heute ein wenig Zeit, uns die Gegend anzugucken. Im gemieteten Bus geht es zum National Square, zum Panfilov-Park (Panfilov hat dem Mythos zufolge mit seinem Regiment 1941 den Vormarsch der deutschen Armee 28 Kilometer vor Moskau gestoppt), zu einer orthodoxen Kirche und allerlei anderer Sehenswuerdigkeiten.

Eine davon war mit einer Seilbahn zu erreichen, die an sich schon eher eine Sehenswuerdigkeit denn ein vertrauenserweckendes Verkehrsmittel war. Auf dem Berg gab es dafuer dann auch ein Marmordenkmal eines Apfels zu sehen. Almaty, oder Alma-Ata, heisst naemlich uebersetzt „Grossvater des Apfels“. Wieso auch immer.

Mittagessen gab es traditionell kasachisch in einer traditionellen Jurta. Bezeichnend der folgende Dialog mit dem Kellnerl, der freundlich fragt:
„Moechten Sie Pferdemilch?“
„Nein, danke.“, antworte ich.
„Ok, dann also Kamelmilch.“, folgert er messerscharf und stellt eine Schale vor mich auf den Tisch.

Dazu gab’s dann getrocknetes Pferdefleisch und allerlei andere Leckereien. Manches gar nicht mal so schlecht.



Dann noch eine kurze Exkursion mit dem Bus durchs Wintersportgebiet (Almaty liegt am Fusse einer Gebirgskette, die bis zu ein paar tausend Meter hoch ist. Ralf Schuhmacher geht in der Gegend uebrigens jagen und der Taxifahrer von einigen von uns gestern ist – natuerlich – ein guter Freund von ihm.), Blick auf das Eisstadion und einige etwas verblasst wirkende Kinderkarussells, Picknickplaetze und andere Vergnuegungsinfrastruktur, die ihre besten Tage allerdings schon gesehen hat. Sozialistischer Charme und irgendwie eine Ahnung eines Blicks in vergangene (Sowjet-) Zeiten. Wie uebrigens oefter in Osteuropa, wenn auch in geringerem Ausmass. Oder eben in Oesterreich...

Kurz noch an einer heissen Quelle haltgemacht, die allerdings gar nicht pittoresk aus einem rostigen Rohr troepfelt und dann uebers Einkaufszentrum (Souvenirs, Souvenirs) wieder ins Sanatorium.

Kamelmilch schmeckt uebrigens gewoehnungsbeduerftig, Pferdemilch gar nicht.

P.S. Ein paar erste Bilder gibt es hier.

Dienstag, 11. Oktober 2005

Auf nach Almaty


10:20, Flughafen Frankfurt Main
Ganz schoen grosses Flugzeug.
Mit dem geht es also gleich nach Almaty, der suedlichen Hauptstadt von Kasachstan, irgendwo in Zentralasien. Ich bin gespannt. Obwohl Kasachstan laut Reisefuehrer der Ort auf der Welt ist, der am weitesten von einem Ozean oder Meer entfernt ist.

gegen 14 Uhr, irgendwo ueber dem Kaspischen Meer.
Ganz schoen kleines Flugzeug.
Der Amerikaner neben mir sitzt mir jedenfalls halb auf dem Schoss, da er kaum in seinen Sitz passt. Wenn er einschlaeft rutsch sein Ellenbogen mir immer in die Seite. Nicht angenehm.

23:40 Ortszeit, Flughafen Almaty
Gut angekommen und sicher gelandet gibt es einige Probleme, da unsere Londoner Kollegen ein Exit-Entry-Visum haben – und nicht wie eigentlich benoetigt ein Entry-Exit-Visum. Was ja auch logisch waer, da man ja um aus Kasachstan auszureisen erst einmal einreisen muesste. Naja.

Anderthalb Stunden und zwei neue (Entry-Exit-) Visa spaeter klappt die Einreise dann reibungslos, die Paesse werden gestempelt und wir photografiert. Ein Kleinbus wartet schon auf uns und bringt uns in unser Hotel – ein Sanatorium kurz vor den Mauern der Stadt. Typische Sowjetarchitektur und riesig gross, ich brauch bestimmt 10 Minuten zu meinem Zimmer.

Dienstag, 4. Oktober 2005

Vienna Calling 3/2005

...aus der Stadt, in der der Tag der Deutschen Einheit
von BMW gesponsort wird. Was dazu führt, dass man
beim Empfang nicht von den Gastgebern, sondern einem
Motorblock zwischen zwei Verkäufern begrüßt wird. Du
bist Deutschland.

----------------------------------------------------------------
"Nach der Ausrufung der Republik wurde der Adel
in Österreich abgeschafft. An seine Stelle ist
der Besitz eines Abonnements bei den Konzerten
der Wiener Philharmoniker getreten."
(Hans Weigel, österreichischer Schriftsteller, 1908-1991)
----------------------------------------------------------------

Meinen Peacekeepingkurs in Schmöckwitz habe ich gut
überstanden, auch wenn Hammelburg für mich als Zivilisten
zunächst etwas gewöhnungsbedürftig war. Aber da ist die
Welt wenigstens noch in Ordnung, es darf in den Büros
geraucht werden und alles andere ist auch etwas einfacher,
wie uns unser Oberstabsfeldwebel (oder so) beim Kartenlesen
etwas verzweifelt, aber sehr liebenswürdig, zu verstehen gab.

Als wir nämlich etwas ungeordnet auf einem Berg mit Blick
auf Hammelburg standen und durch eifriges Drehen von Karte
und Kompass versuchten, diese mit der Realität in Einklang
zu bringen, um die "Zielansprache" für das Krankenhaus (Keine
Angst, nur ein Beispiel!) hinzubekommen, versuchte sich der
sehr freundliche und um uns Zivilisten bemühte "Oberfeld"
(oder so ähnlich) daran, unsere Aufmerksamkeit auf ihn und
eine soeben gestellte Frage zu lenken. Nach einigen "Entschuldigen
Sie..", "Ähem!" oder "Könnte ich einmal kurz...", mit denen
er mehr oder weniger erfolglos versuchte gegen unser Geschnatter
anzukommen schüttelte er etwas ratlos den Kopf und stellte dann
fest, dass es bei seinen Soldaten irgendwie einfacher sei:
"Da sagt man einmal 'Ruhe!' und dann ist auch Ruhe."

Nicht so bei uns.

Aber diese und andere nebensächliche Annäherungsprobleme haben
wir selbstverständlich gut in den Griff bekommen und insgesamt
war ich von der Bundeswehr sehr begeistert. Neben einigen für
uns eher putzigen Ritualen wie morgendlicher Marschmusik über
Lautsprecher in der ganzen Kaserne bei Dienstbeginn (ein wenig
M.A.S.H.-esk) waren die Traingseinheiten sehr beindruckend.
Die Stabsgefreiten, die uns etwas über Minen, die erwähnte
Kartenarbeit oder andere Nettigkeiten beibringen sollten,
haben ihre Präsentationen in Aufbau, Verständlichkeit und
Zeitplan so gut gemacht, wie ich es an der Uni sogar im
Hauptstudium selten erlebt habe.

Zudem hat der Bund bei uns als "Multiplikatoren" keine Kosten
und Mühen gescheut und wir konnten uns beschießen und mit
Handgranaten nach uns werfen lassen, haben Sprengfallen zur
Explosion gebracht und abgerissene Beine versorgt (naja), dass
es nur so eine Freude war.

Mein Bedarf an auf mich gerichteten Waffen, Geiselnahmen,
Handfesseln und stundenlangem Knieen mit verbundenen Augen
ist jedoch fürs erste gedeckt. Und hoffe, dass ich davon in
der wirklichen Welt auch verschont bleibe. Auch wenn die
zwei Wochen sehr lehrreich waren.

Meinen Zivildienst bereue ich allerdings kein Stück.

----------------------------------------------------------------
Derherrmöller im Internet, unter anderem mit weiteren
Geschichtchen aus Schmöckwitz und Hammelburg:
http://derherrmoeller.blogspot.com/
----------------------------------------------------------------

Nächste Woche geht es nach Kasachstan, allerdings nicht, um
Minen zu suchen, sondern lediglich zu einer Konferenz. Ich bin
gespannt und werde beizeiten davon berichten.

Bis dahin, um mit den Worten "unseres" Majors zu sprechen:
And once more again: Be careful!

Bis demnächst, viele Grüße, küss die Hand und Baba,
derherrmoeller

---------------------------------------------------------------
Kann man ein Land ernst nehmen, das aussieht wie ein Schnitzel?
-Wienerische Schmankerl-

einen Senf - etwas Senf
ein Geld - eine Geldmünze (etwa für den Einkaufswagen)
Dschenniffa - rasch, schnell (von Jennifer Rush)
---------------------------------------------------------------

Donnerstag, 15. September 2005

Sweet Home Schmöckwitz

Back Home in Schmöckwitz. Ausschlafen. (Auch auf die Gefahr hin, dass mich jetzt einige steinigen: Erstaunlich wie lang so ein Tag sein kann, wenn man schon vor sechs aufsteht...).

Wie auch immer: Mehr oder weniger ausgeschlafen frühstücken und dann wieder Seminar. Konzentration? Ich? Kein Stück. Die anderen? Nö. Die Trainer? Eher wenig. Trotzdem nett. Ein Gefühl von Sunwave Seignosse 1992. Klassenfahrt eben.

Am Nachmittag die grandiose Idee von A. unseren Trainern ein T-Shirt zu schenken mit der Aufschrift: „All my Friends have been taken Hostage in Hammelburg and all I got was this lousy T-Shirt.“ Also Räder geliehen, natürlich in Schmöckwitz keinen Copyshp gefunden. Stattdessen leckeres Eis gegessen, mehr oder minder geistreiche Unterhaltungen geführt, verfahren, doch wieder in Schmöckwitz aufgeschlagen und alle zusammen königlich gefeiert.

An dieser Stelle nochmal Respekt! für die Tanzeinlage, König Kurt, und viel Erfolg nicht nur in MV sondern auch überall sonst. Und natürlich Danke! Nana, Markus, Vroni und Boje! Viel Erfolg bei der Schatzsuche, J.; mach dass Du gut wegkommst aus UK, K.; das Beste für den Nachwuchs, Kreso! Komm heil aus KMNB zurück, K.; Gruss an die Förde L.; zum Oktoberfest, I.; und nach Halle, J. Rock Moldawien, C.; alles Gute mit Lush und für die Hochzeit, O.

Vielleicht sehen wir uns mal in Berlin oder bei Bucerius, A.; H. lass Dich nicht von den Diplomaten ärgern in Nairobi; S. viel Erfolg bei CBM, ob in Afrika oder Asien; ABM, ich hoffe wir sehen uns nochmal irgendwo. Und der Mayor macht Jamaica und die Schwampel eh alleine klar.

Und alles Gute in Eritrea, M. Das war in der Tat ein gelungener Abschluss!

Mittwoch, 14. September 2005

Exit, Exit, Exit

Morgens das Übliche: In stockfinsterer Nacht aufstehen (kurz an einen Adventskranz denken – was macht ihr eigentlich Sylvester?), erstaunlich gutes Frühstück und um nullsiebenhundertundsoweiter im Seminarraum auf – das ist jetzt neu - die anstehende Geiselnahme vorbereitet werden.


(Irgendjemand hat auch noch geträumt, dass von den Jungs, die uns gegen kurz nach vier mit ihren „Links-Zwo-Drei-Vier“-Gesängen geweckt haben, der letzte in der Reihe eine gelbe Rundumleuchte auf dem Stahlhelm hatte. Aber so etwas gibt es wohl nicht einmal bei der Bundeswehr... Oder?)

Also, raus aus der BW-Bettwäsche, rein in den Hörsaal, weiter in den Mercedes Sprinter und direkt mit dem Gesicht in den Matsch. Um sich die Augen verbinden und die Hände fesseln zu lassen. Was auch für die nächsten vier Stunden so blieb.

Und hier eröffnet sich dann ein weites Feld von Leibesvisitationen über Warnblinkanlagen bis hin zu albanischer Musik, wunden Knien, bemerkenswert höflichen und fürsorglichen Soldaten, unbequemen Schwimmbrillen, ungewollten Schnappschüssen, entwürdigenden Fragen, schmerzenden Schultern und noch viel schmerzhafteren Dilemmata. Und vielem mehr. Nichts jedenfalls was man in aller Kürze und womöglich noch pointiert erzählen kann, dafür war es für jeden einzelnen auch zu individuell (by the way: A., ich denke auch immernoch drüber nach, war aber schon richtig! ;-)).Und irgendwie haben alle glaube ich noch ein wenig damit zu tun und ich kann jede einzelne Reaktion eigentlich ganz gut nachvollziehen.

Ob das ganze einen Lerneffekt oder Mehrwert hatte weiß ich nicht. Es war jedenfalls eine Erfahrung.

Und so manches davon hat uns auch noch die ganze Rückfahrt in Cruising-Christian's Bus zusätzlich zur Klassenfahrtstimmung ("Das Niveau ist wo es hingehört: ganz unten.") in der letzten Bank begleitet.

Bratwurst, Schmöckwitz, Bier, Bett.

Dienstag, 13. September 2005

And once more again: Be careful!

Aufstehen in finsterer Nacht kennt man jetzt ja schon, Schilder an der Dusche mit männlich/weiblich-Symbolen werden gekonnt umgedreht, der Weg zur „Mensa“ mit schlafwandlerischer Sicherheit gefunden, das Rührei verschmäht, die Tarnklamotten der Mitinsassen gehören sozusagen bereits zur Deko und die Trompete wird wohlwollend zur Kenntnis genommen.

Pünktlich (dachten wir jedenfalls) um halb acht sitzen wir in unserem Bus mit dem Y-Kennzeichen auf dem Weg uns beschießen zu lassen. Der Major meinte allerdings, er würde sich freuen, wenn wir in Zukunft mal wirklich pünktlich wären. Da war es 07:32. Zivilisten eben sind wir.


Irgendwann in diesen drei Tagen lassen wir auch mit Handgranaten nach uns werfen, laufen durch Dörfer mit Kirche und gelber Telephonzelle (aber seit 1938 ohne Einwohner), geraten in verschiedene legale und illegale Checkpoints bzw. Hinterhalte, bieten unsere kroatischen Freunde als Geiseln an (ohne scheiß, das war mit Abstand das härteste, kann man vielleicht so beim Mitlesen nicht nachvollziehen, möchte ich aber auch nie, nie wieder machen), sollen erste Hilfe leisten, die eher in letzte Hilfe ausartet, lernen mehr schlecht als recht mit Kompanten (sic!) umzugehen und bringen überraschenderweise eher wenige der bewundernswert geduldigen Ausbilder an den Rand der Verzweiflung.


Unser Major ist, once more again, sowieso ein Schatz und außergewöhnlich nett und abends gibt’s auch noch gutes Essen und mittelmäßigen Wein auf einer sehr schönen Burg oberhalb von Lager Hammelburg.

Montag, 12. September 2005

Fahnenappell

Ohne scheiß, Aufstehen ist hier um 05:25. Nix für den Möller. Duschen sind zu heiß (für die meisten jedenfalls) aber dann geht’s am Hubschrauberlandeplatz vorbei zur Kantine/Messe/Kasino (oder wie auch immer das bei den Bundis heißt) wo gefrühstückt wird. Etwas gewöhnungsbedürftig zwar, bei der Brötchenausgabe ein paar Dutzend Soldaten in Flecktarnanzug in einer Reihe zu sehen, die alle ihr G36 umgehängt haben, aber das Frühstück ist wirklich gut.


Kurz vor sieben gibt es dann tatsächlich (wie ich es mir am Vorabend im Bus gewünscht habe) beim Fahnenappell eine Trompete, die die gesamte Kaserne beschallt. Dann um „nullsiebenhundertdreissig“ pünktlich im Seminarraum, wo unser eigener Major (anders als ich es mir am Vorabend im Bus gewünscht hätte ohne Säbel an der Seite) uns etwas über Antipersonenminen erzählt. Dann ins Feld selbst Minen entdecken. Klappt kein Stück. Wir wären alle circa sieben Mal in die Luft geflogen und der „Mayor“ hätte uns als erstes auf dem Gewissen gehabt, da er den Draht eben einfach nicht gesehen hat... Dort lernte ich auch, dass etwas, was knallt und blau ist eine „Handgrante, üb“ ist. Später am Abend lernte ich mit der Bockwurstkönigin im OffzHeim (find ich super, diese Abkürzungen) noch einige Dienstgrade und Schulterklappen auswendig sowie die Getränke- und Speisepreise dort zu schätzen. Ersteres fand unser ehemaliger Bundi O. etwas anstrengend, letzteres vor seinem Teller Pommes dann doch eher gut. Müde, fertig, ungeduscht, gesiezt und ausgebuht ist um zweiundzwanzighundert Zapfenstreich.

Sonntag, 11. September 2005

Bammel vor dem Hammel

Jetzt wird’s ernst. Zunächst aber erstmal früh bzw. spät, in jedem Fall aber lustig. Nach einem Nachmittag „Ausgang“ in Berlin mit einem äußerst lustigen Abendessen bei Monsieur Vuong und einem wiederholten Besuch bei „Lush“ mit äußerst netter Begleitung, die sich über den Abend hinweg zusammenfindet, nachdem anfängliche Irritationen mit Bahnlinien aus dem Weg geräumt sind („Sorry, bin in die falsche Richtung gefahren, jetzt grad am Wannsee, aber gleich da...“), lassen wir und rechtzeitig zum Einschluss wieder nach Schmöckwitz bringen, nicht ohne den Taxifahrer von Zeit zu Zeit zu beruhigen, dass hinter der nächsten Ecke dann doch wieder Licht und hinter der übernächsten tatsächlich ein Hotel zu finden ist. Nämlich unsers, wir finden es gemeinschaftlich tatsächlich, bezahlen, gute Nacht.

Nach diesem wirklich sehr schönen Abend mit wirklich sehr lustigen Leuten entern wir den Bus, mein guter Freund Maik fährt zum Glück nicht, sondern Cross-Christian bringt uns sicher nach Weimar und später nach Hammelburg. In Weimar kurzer Stadtrundgang („Meine letzte Pechsträhne war blondgelockt“), deftiges Essen im Schwarzen Bären, wobei O. („Ich zahl auch mehr.“) gleich eine doppelte Portion Thüringer Brat verdrückte, dann A7, überrascht von der deutschen Geographie plötzlich in Hessen, zwischendurch noch die Bockwurstkönigin gekrönt, Abfahrt Hammelburg, Ortsdurchfahrt Lager Hammelburg und am salutierenden Posten vorbei in die Kaserne.


In einer Kaserne war ich als überzeugter Zivilist das letzte Mal mit meinen Eltern in Eggerstedt beim Tag der offenen Tür als ich so ungefähr 10 war. Dementsprechend neu ist das alles für mich. Stuben und Betten werden bezogen, der Spieß ist geduldig mit uns, die Duschen werden gegendermainstreamt, im Offizierskasino noch das ein oder andere Bier und dann das Bett genommen.

Freitag, 9. September 2005

Carl-Christian von Schmöckwitz

Das mit der täglichen Berichterstattung klappt nicht so ganz wie ich mir das vorgestellt habe. In der Tat sind die Tage eher lang und die Pausen kurz. Und während dieser ist der einzige Internetrechner meist belegt, entweder von A. aus Berlin (von dem wir denken, dass er sich bewirbt) oder I. aus Mazedonien (von der wir denken, dass sie Liebeskummer hat). Beide Annahmen beruhen selbstverständlich lediglich auf unbestätigten Gerüchten, wobei wir aber eine der im Kurs „Öffentlichkeitsarbeit“ gelernten Methoden bereits praktisch angewendet haben: Scheue Dich nicht, Deine Kernaussage möglichst oft zu wiederholen. Also werden aus Gerüchten allgemein anerkannte Fakten...

Die Kurse beginnen jedenfalls um acht und enden meist gegen 20 Uhr, danach Abendessen und ein Gutenachtbier. Abgesehen von den Parties schon ein wenig Ferienlageratmosphäre. Die 23 anderen Kursteilnehmer sind ziemlich bunt zusammengewürfelt, aber allesamt ganz nett und mit ziemlich interessanten Hintergründen. Unter anderem den Bürgermeister der norddeutschen Stadt W., genannt „der Mayor“, den kroatischen Polizisten K., der echte Freundschaft daran misst, ob man gemeinsam eine Leiche beseitigen würde, oder die Hamburger Richterin C., die das Schanzenviertel für einen „echt üblen Stadtteil“ hält. Und, um das Bild abzurunden, ein paar Leute, die in Afrika Typhus, Malaria, Raubüberfälle oder sogar Autopannen gut überstanden haben.

Neben einigen Lektionen in interkultureller Kommunikation, erster Hilfe oder der sogenannten zivil-militärischen Kooperation (CIMIC) haben wir uns bisher im brandenburgischen Wald beim Offroad-Training mit Landrovern festgefahren, in Übungs-TV-Interviews die Zukunft ganzer afrikanischer Staaten in Frage gestellt, wurden von Polizisten in gestellte Kneipenschlägereien verwickelt und von maskierten Banditen mit vorgehaltener Kalashnikov aus Autos gezogen. Und im See schwimmen war ich auch schon mal.

Und obwohl ich Rollenspielen bis jetzt eher kritisch gegenüberstand, muss ich sagen, dass diese doch erstaunlich intensiv sind und realistisch sein können. Insofern sehe ich dem Training in Hammelburg ab Sonntag jetzt auch eher mit gemischten Gefühlen entgegen...

Sonntag, 4. September 2005

Der Weg nach Schmöckwitz

Auf vielfachen Wunsch werde ich in den nächsten zwei Wochen mal versuchen, mehr oder weniger regelmäßig von meinem Basic Peacekeeping Training Course in Schmöckwitz und Hammelburg zu berichten.

Heute ging es los nach Schmöckwitz. Die ICE Fahrt aus Dortmund habe ich überwiegend schlafend zur Regeneration von der vorabendlichen Geburtstagsparty verbracht. Nach einem kurzen Stop und Treffpunkt am Bahnhof Zoo und der Feststellung, dass es dort wahrscheinlich gefährlicher ist als in den meisten Feldmissionen („Um ein Eis zu essen langt die Zeit wohl nicht mehr, aber vielleicht kannst Du dich ja um die Ecke noch schnell überfallen und ausrauben lassen...“) wurde dann der Bus nach Schmöckwitz bestiegen.

Das just am Vortag neu eröffnete Stück Autobahn gebührend bewundernd (Wenn es die nicht gegeben hätte, hätte Maik, der Busfahrer, uns allen auch noch die Rentenpolitik erläutert. Dank Autobahn kommen wir nur bis zur Bildungsmisere.) verließen wir Berlin und ließen die Zivilisation hinter uns. Was uns dann allerdings erwartete war doch eher überraschend. Während wir uns am Zoo noch fragten, ob wir wohl Doppel- oder doch eher Sechsbettzimmer bekommen und zum Frühstück Hagebuttentee aus Edelstahlkannen erwartet haben, liegt die Berliner Akademie Schmöckwitz eigentlich recht zauberhaft an einem See mit Bootsanleger. Und wir haben tatsächlich Einzelzimmer, meins sogar mit Blick auf den See, wo ich vor dem Abendessen jetzt noch einmal kurz langzuschlendern gedenke.

Mittwoch, 31. August 2005

Dass unser neuer Nachbar...

...ein wenig komisch ist, ist uns gleich am Anfang schon aufgefallen. Aber dass er als er einfach nicht mehr auftauchte bereits verhaftet war, das hatten wir dann doch nicht erwartet.

Der Mieter der Wohnung neben unserem Buero betrieb jedenfalls einen grossen Aufwand als er einzog. Innenarchitekten gestalteten die Raeume der Penthousewohnung in der Wiener Innenstadt mit bestimmt 200qm neu, Maler weissten Flure und Tueren, nachdem alle Leitungen neu unter Putz verlegt wurden, Musiker und Opernsaengerinnen gingen ein und aus... Das ganz normale Treiben im Hause eines erfolgreichen Opernintendaten eben. Vielleicht ein bischen spleenig, aber, mein Gott, man war halt eben in Wien.

Das einzige Problem mit diesem Opernintendanten, der seinen Nachnamen selbst in Kafka aenderte, war, dass er eben kein Opernintendant war, sondern ein abgebrochener Baeckerlehrling. Der, als ihm sein Schwindel ueber den Kopf wuchs, einfach verschwand und daraufhin in Wien-Liesing verhaftet wurde. Weil er einen Schaden von mehreren hundertausend Euro verursacht hat, unter anderem durch unbezahlte Mietrechnungen.

Topfplanzn und Designermoebel wurden dann in den folgenden Tagen wieder abgeholt. Aber wenigstens haben wir jetzt einen frischgestrichenen Flur und Tueren...

Kuess die Hand,
derherrmoeller

Einge Links mit Presseberichten:
Der Standard, 16.08.2005
Die Kronenzeitung
ORF
Die Presse

Mittwoch, 24. August 2005

So bleiben die Piefkes garantiert draußen

Einen Test fuer alle Oesterreichkenner und solche, die es werden wollen, findet sich hier. Viel Erfolg!

Vienna Calling 02/2005

Vienna Calling 2/2005

… aus der Stadt, in der gerade der Herbst begonnen hat. Und mit diesem an den Universitäten die Einschreibefristen für das Wintersemester.

Da nun der EUGH allerdings die Zulassungsbeschränkungen für Ausländer aufgehoben hat, haben die Ösis Angst vor der Invasion der Piefkestudenten, vor allem in ZVS-Studiengängen wir Medizin. Um dies zu verhindern hat die Medizinische Fakultät nun angeblich einen allgemeinen Eingangstest erstellt, wie der SPIEGEL aufdeckte, mit Fragen wie dieser:

“Ein wamperter Tschecherant steht blunznfett mit einer Eitrigen auf einem Fensterbankl im Mezzanin. Sind notfallmedizinische Maßnahmen aus ärztlicher Sicht angezeigt?”
(http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,370548,00.html)

Auch sonst findet eine Zuwanderung deutscher Arbeitnehmer statt, wie ein Bekannter von mir, ein deutscher Architekt, der in Wien arbeitet, erfahren musste: Sein Chef bat ihn, sich mal mit den Zimmerleuten zu unterhalten, die seien schließlich ebenfalls deutsche „Gastarbeiter“. Österreich ist eben doch das bessere Deutschland.

----------------------------------------------------------------
„Habe Angela Merkel übrigens im hiesigen [deutschen] Staatsfernsehen gesehen. ‚Staat’ muss betont werden, da in diesem Schwellenland trotz aller wirtschaftlichen Probleme Privatfernsehen existiert. In Österreich heißt ‚Fernsehen’ fast ausschließlich ‚staatlich’. Die Mediensituation bei uns ähnelt der in Kasachstan, ist nur nicht ganz so liberal.“

(Alfred Dorfer, Süddeutsche Zeitung, 24.08.2005)
----------------------------------------------------------------

Die letzte Woche habe ich auf einem Segelboot in der Ostsee verbracht und bin nun stolzer Inhaber eines Sportbootführerscheins. Fehlt nur noch das Boot und in Wien natürlich eindeutig auch die See. Den Schein bestanden hat übrigens auch der endfünfzigjährige Bus- und Straßenbahnfahrer aus Frankfurt/Oder, der mit an Bord war. Und das obwohl er der Auffassung war, dass „die Fragen vereinzelt so kompliziert sind, dass icke manchmal ja jarnich weeß, wie ick mir ausdrücken soll.“ Insgesamt eher eine der skurrileren, aber liebenswerten, Persönlichkeiten, die ich so getroffen habe. Jedenfalls waren ein paar Tage Ostsee und Schleswig-Holstein wieder mal sehr schön. Sowas bekommen die hier unten ja nicht hin…

Die ersten beiden Septemberwochen werde ich dann in Berlin-Schmöckwitz und Hammelburg auf friedenssichernde Auslandseinsätze und Wahlbeobachtungen vorbereitet werden, ich bin sehr gespannt, was das wird. Bis jetzt konnte ich mich von Bundeswehrkasernen ja einigermaßen fernhalten, aber ich befürchte, das klappt nun nicht mehr. Wenn ich das richtig verstanden habe, werde ich dort Autofahren lernen und auf eine Karriere als Geiselnehmer vorbereitet, aber ich werde euch auf dem laufenden halten, ob dies wirklich so gedacht ist.

----------------------------------------------------------------
Derherrmoeller im Internet:
http://derherrmoeller.blogspot.com/
----------------------------------------------------------------

In Wien werde ich nun wohl doch noch mindestens bis zum Frühling bleiben (weil Winter in Wien so schön sind…), und wer diese Gelegenheit noch einmal zu einem Besuch nutzen möchte, ist natürlich immer herzlich willkommen.

Bis demnächst, viele Grüße, küss die Hand und Baba,
euer Christian

---------------------------------------------------------------
Kann man ein Land ernst nehmen, das aussieht wie ein Schnitzel?
-Wienerische Schmankerl-

blunznfett – sturzbetrunken (ugs.)
Eitrige – Käsekrainer (Bratwurst mit Kaesefuellung, siehe Vienna Calling 2/2004f.)
---------------------------------------------------------------

24.08.2004

Donnerstag, 21. April 2005

Vienna Calling 01/2005

Vienna Calling 01/2005

… aus der Stadt, deren innerer Bezirk nicht für urbanes Wohnen gedacht ist, sondern lediglich eine Kulisse für internationale Besucher, Diplomaten und Geschäftsreisende, japanische Touristen und italienische Schulklassen darstellt.

----------------------------------------------------------------
"Die jungen Leute in Wien kommen mit siebzig auf die Welt und leben sich dann auf fünfzig herunter."
(André Heller)
----------------------------------------------------------------

Wo manche große Unternehmen sich eine Kantine, einen Betriebskindergarten oder einen Sportverein zulegen, gönnt sich die internationale Gemeinschaft in Wien mal eben eine komplette Innenstadt. Oper inklusive.

Jedenfalls im Frühling kann man zu dieser Erkenntnis gelangen, denn der 1. Bezirk ähnelt mehr einer Art historistischem Disneyland denn echten Wohnhäusern. Wo sonst sieht man noch Kutschen auf den Strassen?
Im Winter und sonntags ist allerdings geschlossen.

Das einzige, was in der Nähe meiner Wohnung übrigens sonntags geöffnet hat – die meisten Cafes eingeschlossen –, ist der jüdische Supermarkt um die Ecke. Falls mich also zukünftig mal das Verlangen nach gefilte Fisch oder koscheren Mazzen überraschend an einem Sonntag überkommt, weiß ich jetzt wo ich mich eindecken kann.

----------------------------------------------------------------
Derherrmoeller jetzt auch im Internet:
http://derherrmoeller.blogspot.com/
----------------------------------------------------------------

Wie ihr alle sicher gehört habt, ist ein Deutscher nach einer undurchsichtigen Wahl in ein hohes Amt gewählt worden. Max-Peter Ratzel ist seit Februar der neue Direktor von Europol, der Polizeibehörde der EU.

Achja, und: habemus papam. Oder „Wir sind Papst!“, wie die BILD-Zeitung titelt, passend zur Fußballpartystimmung auf dem Petersplatz. Die englische „Sun“ hingegen meint 78 Jahre in einer Schlagzeile verdichten zu können: „From Hitleryouth to Papa Ratzi“.
„Oh mein Gott!“ (taz)

Bis demnächst, viele Grüße, küss die Hand und Baba,
derherrmoeller

---------------------------------------------------------------
Kann man ein Land ernst nehmen, das aussieht wie ein Schnitzel?
-Wienerische Schmankerl-

Kieberer – Polizei, Udels
Sandler - Obdachloser
---------------------------------------------------------------