Freitag, 9. September 2005

Carl-Christian von Schmöckwitz

Das mit der täglichen Berichterstattung klappt nicht so ganz wie ich mir das vorgestellt habe. In der Tat sind die Tage eher lang und die Pausen kurz. Und während dieser ist der einzige Internetrechner meist belegt, entweder von A. aus Berlin (von dem wir denken, dass er sich bewirbt) oder I. aus Mazedonien (von der wir denken, dass sie Liebeskummer hat). Beide Annahmen beruhen selbstverständlich lediglich auf unbestätigten Gerüchten, wobei wir aber eine der im Kurs „Öffentlichkeitsarbeit“ gelernten Methoden bereits praktisch angewendet haben: Scheue Dich nicht, Deine Kernaussage möglichst oft zu wiederholen. Also werden aus Gerüchten allgemein anerkannte Fakten...

Die Kurse beginnen jedenfalls um acht und enden meist gegen 20 Uhr, danach Abendessen und ein Gutenachtbier. Abgesehen von den Parties schon ein wenig Ferienlageratmosphäre. Die 23 anderen Kursteilnehmer sind ziemlich bunt zusammengewürfelt, aber allesamt ganz nett und mit ziemlich interessanten Hintergründen. Unter anderem den Bürgermeister der norddeutschen Stadt W., genannt „der Mayor“, den kroatischen Polizisten K., der echte Freundschaft daran misst, ob man gemeinsam eine Leiche beseitigen würde, oder die Hamburger Richterin C., die das Schanzenviertel für einen „echt üblen Stadtteil“ hält. Und, um das Bild abzurunden, ein paar Leute, die in Afrika Typhus, Malaria, Raubüberfälle oder sogar Autopannen gut überstanden haben.

Neben einigen Lektionen in interkultureller Kommunikation, erster Hilfe oder der sogenannten zivil-militärischen Kooperation (CIMIC) haben wir uns bisher im brandenburgischen Wald beim Offroad-Training mit Landrovern festgefahren, in Übungs-TV-Interviews die Zukunft ganzer afrikanischer Staaten in Frage gestellt, wurden von Polizisten in gestellte Kneipenschlägereien verwickelt und von maskierten Banditen mit vorgehaltener Kalashnikov aus Autos gezogen. Und im See schwimmen war ich auch schon mal.

Und obwohl ich Rollenspielen bis jetzt eher kritisch gegenüberstand, muss ich sagen, dass diese doch erstaunlich intensiv sind und realistisch sein können. Insofern sehe ich dem Training in Hammelburg ab Sonntag jetzt auch eher mit gemischten Gefühlen entgegen...

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