Mittwoch, 31. August 2005

Dass unser neuer Nachbar...

...ein wenig komisch ist, ist uns gleich am Anfang schon aufgefallen. Aber dass er als er einfach nicht mehr auftauchte bereits verhaftet war, das hatten wir dann doch nicht erwartet.

Der Mieter der Wohnung neben unserem Buero betrieb jedenfalls einen grossen Aufwand als er einzog. Innenarchitekten gestalteten die Raeume der Penthousewohnung in der Wiener Innenstadt mit bestimmt 200qm neu, Maler weissten Flure und Tueren, nachdem alle Leitungen neu unter Putz verlegt wurden, Musiker und Opernsaengerinnen gingen ein und aus... Das ganz normale Treiben im Hause eines erfolgreichen Opernintendaten eben. Vielleicht ein bischen spleenig, aber, mein Gott, man war halt eben in Wien.

Das einzige Problem mit diesem Opernintendanten, der seinen Nachnamen selbst in Kafka aenderte, war, dass er eben kein Opernintendant war, sondern ein abgebrochener Baeckerlehrling. Der, als ihm sein Schwindel ueber den Kopf wuchs, einfach verschwand und daraufhin in Wien-Liesing verhaftet wurde. Weil er einen Schaden von mehreren hundertausend Euro verursacht hat, unter anderem durch unbezahlte Mietrechnungen.

Topfplanzn und Designermoebel wurden dann in den folgenden Tagen wieder abgeholt. Aber wenigstens haben wir jetzt einen frischgestrichenen Flur und Tueren...

Kuess die Hand,
derherrmoeller

Einge Links mit Presseberichten:
Der Standard, 16.08.2005
Die Kronenzeitung
ORF
Die Presse

Mittwoch, 24. August 2005

So bleiben die Piefkes garantiert draußen

Einen Test fuer alle Oesterreichkenner und solche, die es werden wollen, findet sich hier. Viel Erfolg!

Vienna Calling 02/2005

Vienna Calling 2/2005

… aus der Stadt, in der gerade der Herbst begonnen hat. Und mit diesem an den Universitäten die Einschreibefristen für das Wintersemester.

Da nun der EUGH allerdings die Zulassungsbeschränkungen für Ausländer aufgehoben hat, haben die Ösis Angst vor der Invasion der Piefkestudenten, vor allem in ZVS-Studiengängen wir Medizin. Um dies zu verhindern hat die Medizinische Fakultät nun angeblich einen allgemeinen Eingangstest erstellt, wie der SPIEGEL aufdeckte, mit Fragen wie dieser:

“Ein wamperter Tschecherant steht blunznfett mit einer Eitrigen auf einem Fensterbankl im Mezzanin. Sind notfallmedizinische Maßnahmen aus ärztlicher Sicht angezeigt?”
(http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,370548,00.html)

Auch sonst findet eine Zuwanderung deutscher Arbeitnehmer statt, wie ein Bekannter von mir, ein deutscher Architekt, der in Wien arbeitet, erfahren musste: Sein Chef bat ihn, sich mal mit den Zimmerleuten zu unterhalten, die seien schließlich ebenfalls deutsche „Gastarbeiter“. Österreich ist eben doch das bessere Deutschland.

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„Habe Angela Merkel übrigens im hiesigen [deutschen] Staatsfernsehen gesehen. ‚Staat’ muss betont werden, da in diesem Schwellenland trotz aller wirtschaftlichen Probleme Privatfernsehen existiert. In Österreich heißt ‚Fernsehen’ fast ausschließlich ‚staatlich’. Die Mediensituation bei uns ähnelt der in Kasachstan, ist nur nicht ganz so liberal.“

(Alfred Dorfer, Süddeutsche Zeitung, 24.08.2005)
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Die letzte Woche habe ich auf einem Segelboot in der Ostsee verbracht und bin nun stolzer Inhaber eines Sportbootführerscheins. Fehlt nur noch das Boot und in Wien natürlich eindeutig auch die See. Den Schein bestanden hat übrigens auch der endfünfzigjährige Bus- und Straßenbahnfahrer aus Frankfurt/Oder, der mit an Bord war. Und das obwohl er der Auffassung war, dass „die Fragen vereinzelt so kompliziert sind, dass icke manchmal ja jarnich weeß, wie ick mir ausdrücken soll.“ Insgesamt eher eine der skurrileren, aber liebenswerten, Persönlichkeiten, die ich so getroffen habe. Jedenfalls waren ein paar Tage Ostsee und Schleswig-Holstein wieder mal sehr schön. Sowas bekommen die hier unten ja nicht hin…

Die ersten beiden Septemberwochen werde ich dann in Berlin-Schmöckwitz und Hammelburg auf friedenssichernde Auslandseinsätze und Wahlbeobachtungen vorbereitet werden, ich bin sehr gespannt, was das wird. Bis jetzt konnte ich mich von Bundeswehrkasernen ja einigermaßen fernhalten, aber ich befürchte, das klappt nun nicht mehr. Wenn ich das richtig verstanden habe, werde ich dort Autofahren lernen und auf eine Karriere als Geiselnehmer vorbereitet, aber ich werde euch auf dem laufenden halten, ob dies wirklich so gedacht ist.

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Derherrmoeller im Internet:
http://derherrmoeller.blogspot.com/
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In Wien werde ich nun wohl doch noch mindestens bis zum Frühling bleiben (weil Winter in Wien so schön sind…), und wer diese Gelegenheit noch einmal zu einem Besuch nutzen möchte, ist natürlich immer herzlich willkommen.

Bis demnächst, viele Grüße, küss die Hand und Baba,
euer Christian

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Kann man ein Land ernst nehmen, das aussieht wie ein Schnitzel?
-Wienerische Schmankerl-

blunznfett – sturzbetrunken (ugs.)
Eitrige – Käsekrainer (Bratwurst mit Kaesefuellung, siehe Vienna Calling 2/2004f.)
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24.08.2004