Mittwoch, 20. Februar 2002

Vienna Calling 1/2002

Vienna Calling I

Die erste Woche in Wien ist schon so gut wie vorbei und
ich habe mich einigermaßen eingelebt. Das Zimmer ist ganz
nett, sehr zentral und Wien an sich natürlich eine tolle
Stadt, auch wenn ich in der Woche die meiste Zeit arbeite.
Und da Wien keine besonders moderne Stadt ist, machen die
Geschäfte auch spätestens um 18 oder 19 Uhr zu, was ein
wenig schade ist.

Bei der OSCE habe ich den "administrativen" Teil so gut wie
hinter mir, das heißt ich habe einen Computerzugang und eine
e-Mail Adresse bekommen (drucken muss ich allerdings noch im
Nachbarbüro, bei den Policeadvisors for the F.Y.R.O. Macedonia,
da die IT-Section es nicht hinbekommt, meinem Computer DIN A4
beizubringen) und habe so allmählich alle Schlüssel,
Sicherheitsausweise und Chipkarten zusammen.

Die Verkehrssprache in der OSCE ist natürlich Englisch, was am
Anfang mal wieder etwas gewöhnungsbedürftig war. Insgesamt ist
natürlich alles sehr international: Unter meinen Kollegen sind
ein Weißrusse, der in der Ukraine studiert hat, eine Amerikanerin,
eine Bulgarin, die mittlerweile Österreicherin ist, eine Polin,
die mittlerweile Engländerin ist, eine Holländerin, ein Russe,
eine Schwedin, die zur dortigen finnischen Minderheit gehört uvm.
Daher kommt es dann auch, das man zum Beispiel folgende e-Mail
erhält:
"The Vienna International Centre (VIC) and the Commissary will be
closed on Friday 22 February 2002 which is an Islamic Holiday.
It is not an OSCE Holiday, and the shops are all opened.
I wish all muslim colleagues a happy feast."

Heute war ich auf einer Sitzung des Permanent Council in der
Hofburg (die von innen weit hässlicher ist, als man von außen
vermuten würde), bei dem die ständigen Vertreter aller 55
Mitgliedsnationen wöchentlich zusammenkommen. Da dort alle
offiziellen Sprachen simultan übersetzt werden, konnte man, wenn
es auf Englisch oder Deutsch mal langweilig wurde, mit seinem
Kopfhörer immer noch sehr schön ausprobieren, wie wenig Russisch,
Italienisch oder Spanisch man tatsächlich kann.

Zu meinen Aufgaben gehört unter anderem auch der Postversand. Der
Transport der Pakete zur Poststelle im selben Gebäude erfolgt auf
höchstem technischen Niveau, nämlich in einem "geliehenen" Billa-
Einkaufswagen. (Billa ist der hier übliche Supermarkt.) Dies sorgt
auch bei den Kollegen auf den Fluren für bewunderswerte Anerkennung.

Bei einer Rundtour durch das Gebäude wurde ich dann auch darauf
aufmerksam gemacht, dass eine Toilette auf unserem Flur nicht benutzt
werden könne: Dort wird nämlich bei Nichtbenutzung der Einkaufswagen
geparkt.

Bis demnächst, viele Grüße, küss die Hand und Baba,
derherrmoeller

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Kann man ein Land ernst nehmen, das aussieht wie ein Schnitzel?
-Wienerisch Teil I-

Abverkauf - Ausverkauf
Buslenker - Busfahrer
Mistkübel - Mülleimer
(in diesem Zusammenhang ist auch das "Misttelefon", ein Service
der Stadtreinigung, erwähnenswert)
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