Freitag, 21. März 2003

Vienna Calling 6/2003

Vienna Calling 06/2003

...aus der Stadt, in der der Euro gerade mal dreizehn Schilling wert ist.
Aber ich habe mir eine neue Strategie überlegt, ich tu jetzt einfach
so als ob die Preise noch in D-Mark wären. Dann hat man zwar weniger
Geld zur Verfügung (nur noch die Hälfte nämlich), aber dafür muss man
sich nicht dauernd über die hohen Preise ärgern. Im Gegenteil, ab und
zu kann man sich über günstige Schnäppchen freuen. Einen Cappucino
für 2,70 oder ein Bier für 3,20 - das gab es doch schon lange nicht mehr...

Letzte Woche war ich mal wieder beim Permanent Council (PC), der
Ständigen Versammlung aller 55 Botschafter der Teilnehmerstaaten
bei der OSZE. Letzte Woche begann es mit Beileidsbekundungen
der Teilnehmerstaaten zum Attentat auf Djindjic. Dort, im PC,
sitzen wöchentlich, jeden Donnerstag, diese
Botschafter beieinander, machen also Diplomatie, und sagen Dinge wie:
"And now the distinguished Representative of FYROM, the Former
Yugoslav Republic of Macedonia has asked for the floor. Please,
Mr Ambassador, you have the floor."-"Thank you Mr Chairman..."
usw. usf. Zum Glück spricht die EU mit einer Stimme, zur Zeit mit
einer griechischen. Übrigens
ein sehr pragmatisches Argument für die Erweiterung der EU, denn
damit ließe sich die Sache deutlich abkürzen.

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"Er war ein Punker und er lebte in der großen Stadt..."
(Falco, Amadeus)
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D. hielt bei dem PC seinen Quarterly Report, in dem er auch
erwähnte, dass es sich um sein letztes Jahr im Amt handele,
woraufhin der kasachische Botschafter sagte, er sei darüber gar
nicht enttäuscht. D. entgegnete, dass er nicht wisse, ob er
enttäuscht darüber sein solle, dass der Botschafter nicht enttäuscht
sei, aber seine Frau sei Psychologin, die werde er einmal Fragen und
das dann den Botschafter wissen lassen. Das war das erste Mal, das
ich die 54 Vertreter habe alle lachen sehen - bis auf den Kasachen
natürlich.

Und am Wochenende habe ich versucht, meine Wohnung ein wenig
schöner zu gestalten. Meine erste Anschaffung war ja ein
aufblasbarer Sessel (ganz schön anstrengend), aber die Wohnung
blieb trotzdem gleichbleibend hässlich (vielleicht auch, weil der
Sessel durchsichtig ist, der ändert somit nicht soviel). Schließlich habe ich
dann durch kleine Veränderungen versucht, das ganze etwas wohnlicher
zu gestalten: Und man glaubt gar nicht, wie eine Spitzentischdecke
weniger (jedenfalls wenn man türkise Resopalplatten mag) oder
die Entfernung dieser Fake-Orientteppiche (aus Plastikfolie)
das Gesamtbild ändern können. Sozusagen Nouvelle Hässlichkeit statt
Ancien Spieß. Und die
Wolldecken vor den Fenstern habe ich auch weggezogen. Demnächst
werde ich mir vielleicht sogar eine Pflanze kaufen!

Bis demnächst, viele Grüße, küss die Hand und Baba,
derherrmoeller

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Kann man ein Land ernst nehmen, das aussieht wie ein Schnitzel?
-Wienerisch für Anfänger-

zusperren - Geschäftsaufgabe
Abverkauf - Schlussverkauf
umsiedeln - umziehen
um nur 1 EUR - für gerade mal 13 Schilling
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