
Samstag, 15. Juli 2006
Donnerstag, 22. Juni 2006
Protus
Das hieß auch, dass alle Cafes, Restaurants und Geschäfte in der Gegend um die Hofburg einen unfreiwilligen "Schließtag", wie es hier heißt, einlegen mussten. Ein U-Bahnhof wurde geschlossen, die Züge fuhren durch ohne anzuhalten. Die "Zwangspause für Schnitzel und Geschäfte" (Wiener Zeitung) galt aber auch für Kultureinrichtungen: Die Spanische Hofreitschule mit den Lippizzanern blieb ebenso geschlossen wie die Albertina, die Museen in der Hofburg und die Nationalbibliothek.
Auf sämtlichen Strassen vom Flughafen und zur Hofburg herrschte Parkverbot, die Helikopterflotte des Bundesheeres begleitete den Convoy und auch die Umgebung des Interconti-Hotels war abgeriegelt. Eigentlich wollte Bush im Imperial wohnen, dort waren die Suiten jedoch schon an die Rolling Stones vergeben, die ein Konzert in Wien geplant hatten. Konnte ja keiner ahnen, dass Keith Richards von einer Palme fällt.
27 Fahrzeuge begleiteten den gepanzerten Cadillac des Präsidenten in der Autokolonne: von der fahrenden Intensivstation bis zum atombombensicheren, transportablen Bunker. Dazu 5 Köche und eine ungenannte Zahl von Sicherheitsleuten zusätzlich zu den 3000 Wiener Polizisten. Sogar seine eigenen Möbel hatte er mit für sein Hotelzimmer, wird berichtet.
Wenn er demnächst also Angie besuchen kommt (hier schließt sich der Kreis zu den Rolling Stones dann wieder) sollte man einen weiten Bogen um Meck-Pomm machen. (Und jetzt sagt nicht, dass ihr das sowieso macht, das Land ist wirklich ganz schön!)
Donnerstag, 15. Juni 2006
How Much Is My Blog Worth?
My blog is worth $0.00.
How much is your blog worth?
Donnerstag, 1. Juni 2006
Vienna Calling 02/2006
Der Life Ball findet alljährlich in Wien statt und ist eine Charityveranstaltung zugunsten der Aidshilfe. Der Song Contest war ehemals ein Schlager Grandprix, den jetzt verkleidete Finnen mit astreinem 80er Jahre Schnauzbartrock gewinnen.
Bei ersterem versammelten sich neben Sharon Stone eine reihe bunter Figuren im Rathaus sowie als Schaulustige auf dem Platz davor. Dort verteilten unter anderem knapp bekleidete Hostessen eines hiesigen Mobilfunkanbieters mit rosa Plüsch gefütterte Plastikhandschellen an das Publikum. Was zu lustigen Szenen führt wie der Enkelin, die ihre Großmutter an billiges Sexspielzeugimitat gekettet über den Wiener Rathausplatz spazieren führt.
----------------------------------------------------------------
"Wir verbinden, was sie verbindet."
(Werbeslogan eines österreichischen Mobilfunkanbieters)
----------------------------------------------------------------
Der Grandprix hingegen hat mit der Weltmeisterschaft gemein, dass auch an ihm Österreich nicht teilnimmt. Was im Kaffeehausdialog am Abend nach der Entscheidung wie folgt aussieht:
Österreicher: "Die depperten Finnen haben übrigens gewonnen."
Deutsche: "Ach. Und den wievielten Platz hat Österreich gemacht?"
Ö.: " Wir waren gar nicht dabei."
D.: "Naja, bei der Fußballweltmeisterschaft habt ihr bestimmt mehr Glück!"
Ö.: "Hmpf."
Pause.
Ö.: Aber bei der EM 2008 sind wir dabei."
Kunststück. Als Gastgeber.
Denkt sich der Deutsche.
----------------------------------------------------------------
"Ein bischen Frieden."
(Nicole)
"Hard Rock Halleluja."
(Lordi)
----------------------------------------------------------------
Letztes Wochenende in Berlin habe ich festgestellt, dass ein ganz schöner Aufwand wegen dieser Weltmeisterschaft getrieben wird, das geht hier ja völlig an einem vorbei. Der Fernsehturm am Alexanderplatz hat sich als Fußball verkleidet und ich habe mir sagen lassen, dass sogar auf dem Balkon des Hamburger Rathauses ein Tor steht. Insofern bin ich ganz glücklich, den Sommer über in Wien zu bleiben. Ich muss eben nur zusehen, dass ich dann rechtzeitig vor der EM 2008 hier wegkomme. Mal gucken, ob mir das gelingt.
----------------------------------------------------------------
Vienna Calling 2002-2006:
http://derherrmoeller.blogspot.com/
----------------------------------------------------------------
Jetzt sitze ich gerade im Zug gen Bayern –Entschuldigung: Franken-, wo ein Freund verheiratet werden und ich das ganze betrauzeugen soll. Da haben sie sich ja den Richtigen ausgesucht. Ich fühle mich jedenfalls geehrt und bin schon ganz nervös, schließlich ist es ja sozusagen mein erstes Mal.
Zugfahrten sind eigentlich ganz entspannend, wenn so Landschaften in großen Portionen an einem vorbeigefahren werden. Und ich könnte wetten, dass so ein ICE Fenster ein 16:9 Format hat.
Bis demnächst, viele Grüße, küss die Hand und Baba,
derherrmoeller
---------------------------------------------------------------
Kann man ein Land ernst nehmen, das aussieht wie ein Schnitzel?
-Wienerische Schmankerl-
Topfengolatsche - Quarktasche
Die Karten werden an der Abendkassa ausgefolgt. – Die Karten können an der Abendkasse abgeholt werden.
Dienstag, 28. Februar 2006
Vienna Calling 1/2006
----------------------------------------------------------------
"Wien ohne Ball ist wie Pisa ohne Turm und Paris ohne Eiffel."
("Das wahre Ich der Walzerstadt. Ein Ballbericht." Friederike Hassauer und Peter Roos, FAZ v. 23.02.2006)
Vienna Calling jetzt auch mit Bildern:
http://derherrmoeller.blogspot.com/
----------------------------------------------------------------
Ein Vorhaben, das einen norddeutschen Nichttänzer natürlich vor ein paar Probleme stellt: Man (also in diesem Falle: ich) hat weder Frack noch kann man (:ich) Walzer (und auch eigentlich sonst nichts außer Pogo) tanzen. Ersteres lässt sich im Familienkreise lösen, der möllersche Smoking wird nach Wien expediert. Und zweiteres bekomme ich von meiner bezaubernden Begleitung in einem Schnellkurs auf dem heimischen Küchenparkett beigebracht. Jedenfalls soweit ich mir die Schritte merken kann.
Etwas komplizierter war die Kostümierung unserer auswärtigen Gäste, zumal diese nur englische Anzuggrößen vorweisen konnten, was beim ungarischen Schneider des Wiener Traditionsabendgarderobeverleihs Lambert Hofer nur auf Unverständnis stieß. Aber nach einigem Hin und Her von Beinlängen und Brustumfängen können auch diese Herren schlussendlich ihre Pinguinverkleidung am Vorabend des Ereignisses abholen. Die Damen hatten erstaunlicherweise alle die passende Garderobe bereits.
Der Abend des Balls. Vorher ein leichtes Dinner, denn der Ball ist keine "Fressage", dann in Schale werden, Masche umbinden, Kragen zupfen, Manschettenknöpfe und Abendkleider schließen und ins Taxi, wo der Chauffeur angesichts dünnen Ballkleids und Schühchen zuvorkommend erst einmal die Heizung höher dreht, dafür aber vergisst, das Taxameter einzuschalten.
----------------------------------------------------------------
"Zwischendurch – ist das Taxi schon bestellt? Ein Großraumwagen für die Fülle der Falten des Rocks, bitte sehr! Häkchen für Häkchen fixiert der Herr der Dame im Rücken die Corsage, vorn entsteht das Decolleté aus dem Mieder, und nie genug Spiegel bei der Probe der Robe fürs Anlegen der Perlen. Fertig. Das Balltier scharrt mit den Hufen.
(Das wahre Ich der Walzerstadt.)
----------------------------------------------------------------
Also, ab durchs Schneetreiben zur Hofburg, wo sich wahre Ströme von Chiffon aus Taxis und Fiakern auf den Heldenplatz ergießen. Dazwischen – es hieß schließlich "evening dress, black tie, uniform" – vereinzelt auch ein paar Herren im Schottenrock oder augenscheinlich altgediente Veteranen in Uniformen, die aussehen wie ausgedacht, dafür aber jede Menge Orden an der Brust haben.
----------------------------------------------------------------
"Die Herren beschärpt und bunt bebändert, mit Ordensbrüsten bis zum Schulterschiefstand, ganz Hofrat, ganz Rittmeister in wechselseitiger Bestätigung ihrer Bedeutsamkeit. Die Galauniform kaum zu unterscheiden von der Feuerwehr. […] Eskorte für den Flankenschutz der Damen mit ihren Decolletés. Abenteuerliche Displays von Bonbonnière bis Bauchladen. Wahrend der männliche Blick auf die Oberweiten begehrlich taxiert, taxiert das Konkurrenzauge auf die Geschlechtsgenossin unverhohlen gereizt und neidvoll Fülle, Gewebe und Alter des gegnerischen Cups."
(Das wahre Ich der Walzerstadt.)
----------------------------------------------------------------
Gedränge am Eingang, Schlange stehen, Mäntel an der Garderobe abgeben, endlich ein erstes Glas Sekt und die Eröffnung abwarten. Dann die Treppen gemessenen Schrittes erklimmen, an der Franz-Joseph-Büste vorbei, großer Saal, Einzug der Debütantinnen, Blitzlichtgewitter, Applaus. Weiter in den Festsaal, wo der reservierte Tisch auf uns wartet, erste Reihe, genau an der Tanzfläche, sehr schön, sehr eng, sehr warm. Und sehr flinke Kellner; so schnell wie die nachschenken kommt man mit dem Trinken gar nicht hinterher.
Die erwähnte Tanzfläche ist Gott sei Dank so "bumvoll" –wie es in Wien heisst-, dass es gar nicht auffällt, wenn ich meine ersten zweieinhalb Tanzschritte schon wieder verlernt habe. Die meisten anderen scheinen jedoch glücklicherweise auch eine sehr eigene Idee zu haben, welcher Tanz denn gerade passt. Zwischendurch zur Erfrischung noch ein wenig Wein oder eine Muschel vom belgischen Buffet, weitere Tanzversuche, vergebliche Suche nach der Mitternachtsüberraschung und irgendwann viel später dann abermals mehr oder weniger gemessenen Schrittes an Franz Joseph vorbei, diesmal treppab, Mäntel einsammeln, Taxi durch den Schnee und zurück an den heimischen Herd.
----------------------------------------------------------------
"The day after, der Morgen danach.
Die Nappas schlapp, die Boa müde über der Stuhllehne, halbtot der Frack am Haken, der Apricot-Tüll zerknüllt. Ungern nur gibt sie das fremde Gefieder zurück, und mit der ortsansässigen Freude am Morbiden begibt sich der Ballist auf den Zentralfriedhof der Fräcke. Abdeckerei der Pinguine. Lustig fleddert der Leichenbeschauer zur Kontrolle die Taschen."
(Das wahre Ich der Walzerstadt.)
----------------------------------------------------------------
Am nächsten Morgen ausgiebiges Frühstück und die – wenigstens für mich neue - Erkenntnis dass trotz aller "Hetz", Aufwand und Etikette das ganze doch eine ziemlich lustige Veranstaltung ist, auch über die Faszination des Grauens hinaus.
Aber vielleicht werde ich auch einfach nur alt.
Bis demnächst, viele Grüße, küss die Hand und Baba,
derherrmoeller
---------------------------------------------------------------
Kann man ein Land ernst nehmen, das aussieht wie ein Schnitzel?
-Wienerische Schmankerl-
"Soll ich das einpacken auch, bittesehr?" - "Soll ich es einpacken?"
Flucht-Achterl - Wegbier, "One for the road and one to go."
Masche - Fliege
---------------------------------------------------------------
Dienstag, 20. Dezember 2005
Vienna Calling 04/2005
Sollten die wirklich so oft kaputt sein, würde ich jedem, der über den Kauf einer Rolltreppe nachdenkt, von dieser Firma abraten. Sollte das nur ein Trick sein, den Wienern Linien das Geld aus der Tasche zu ziehen allerdings auch, denn sonst muss man sich am Ende jede Woche einen Tag Urlaub nehmen, um auf den Rolltreppentechniker zu warten. Und wie pünktlich Handwerker sind habe ich heute morgen bei dem "naja-um-acht-aber-spaetestens"-Tischler gemerkt, der meine Wohnungstür von Einbruchschäden befreien sollte.
Auf der anderen Seite sind die Rolltreppen in Wien wohl tatsächlich sehr sicher. Seit ich hier bin habe ich noch nie gehört, dass eine abgestürzt wäre oder durch einen technischen Fehler etwa Leute gen Himmel geschossen hätte.
----------------------------------------------------------------
Zwei alte Österreicher unterhalten sich über Fußball: "Wer spielt denn heute?" - "Österreich-Ungarn." - "So? Und gegen wen?"
(SPIEGEL online "Ach was haben wir geweint… Die miesesten Witze")
----------------------------------------------------------------
In der Wohnung unter unserem Büro wohnt seit einiger Zeit ein Pianist. Die Tonleitern, die er übt, werden glaube ich in Guantanamo als innovative Befragungstechniken benutzt, aber ab und zu spielt auch ganze Stücke. Was es nicht unbedingt besser macht. Wie auch immer, mit Weihnachtsmusik sind wir jedenfalls den ganzen Tag über ausreichend versorgt. Heute ist noch ein anderes Instrument hinzugekommen, meine Kollegin sagt, es sei eine Oboe.
Alle anderen, denen der Sinn nach Weihnachtsmusik steht, koennen hier auf die Rentiere klicken:
http://www.icq.com/friendship/pages/view_page_7944.php
Ich wünsche euch allen noch eine schöne Adventszeit, frohe Weihnachten und alles Gute für das neue Jahr.
Bis demnächst, viele Grüße, küss die Hand und Baba,
derherrmoeller
Donnerstag, 15. Dezember 2005
Sonntag, 20. November 2005
Tbilisi II

Immer noch Tbilisi, der Stadt, in der die Strasse zum Flughafen nach George W. Bush benannt ist. Die Stadt bereitet sich gerade auf die Feierlichkeiten zum 2. Jahrestag der Revolution am 23. November vor und ueberall werden Buehnen aufgebaut.
Heute waren wir im Stalin Museum in Gory und auf dem Rueckweg in einem Kloster, das eine Art Las Vegas von Georgien zu sein schien. Zwar gab es dort keine Casinos und das Gebaeude war wunderschoen, aber geheiratet wurde scheinbar im 5-Minuten-Takt. Das Stalin Museum hatte schon fast etwas religioeses, quasi reliquienhaft werden beispielsweise Zigarren aus seinem Schreibtisch ausgestellt. Die Dinger sind locker 60 Jahre alt! Sein Geburtshaus wurde in den 1970ern ueberdacht und erinnert jetzt ein wenig an einen Tempel.
Der Verkehr in Georgien ist nicht so chaotisch wie in manch anderen Plaetzen, eher schlimmer. Selbstmoerderisch oder todesverachtend trifft es glaube ich ganz gut. Der Einzelhandel hat sich damit allerdings gut arrangiert, vergleichbar in etwa mit einer Wuerstchenbude auf der Ueberholspur der A7 Hoehe Kasseler Berge. Einbahnstrassenregelungen werden flexibel gehandhabt: Kommt keiner von vorne ist es eine Einbahnstrasse, kommt einer ist es keine mehr. Dies gilt nicht nur fuer Stadtstrassen, sondern auch fuer mehrspurige "Autobahnen".

Schoen sind auch hier wieder die Beschriftungen der Autos und LKW, die Rueckschluesse auf die Geschichte zulassen. Beispielsweise der Feuerwehrloeschzug, an dem immer noch "Feuerwehr Duesseldorf" und als Notruf die "112" auf der Seite steht.
Insgesamt aber wirklich eine ziemlich schoene Stadt, ich glaube hier kann man es ganz gut aushalten.
Freitag, 18. November 2005
Tbilisi I

Vienna Calling online aus der Stadt, in der Zigaretten stueckweise verkauft werden: Tbilisi (oder Tiflis). Das ist in Georgien. Obwohl, das mit den Zigaretten in Berlin anscheinend auch schon der Fall ist, habe ich mir sagen lassen.
Die Stadt ist wunderschoen, aber total heruntergekommen. Kein Wunder allerdings, wenn man einfach mal 20 Jahre nichts fuer den Unterhalt tut. Aber zu Zeiten der guten alten UdssR aber soll Tiflis die Perle ueberhaupt gewesen sein und ihren Wein und Fruechten zu verdanken.
Und vor allem in den Seitenstrassen laesst sich die vergangene Schoenheit noch erkennen, und diesmal ganz ohne Blick in die Sowjetvergangenheit, sondern eher in Form von gruenen Plaetzen, geschnitzten Erkern, schmiedeeisernen Balkongelaendern, bunten Fassaden und alten Kirchen, Moscheen und Synagogen. Allerdings sind die Erker verfault, die Balkone am Herunterfallen und die Farbe abgeblaettert.
An die Sowjetvergangenheit erinnert allerdings ein Stalin-Museum in dessen Geburtsort. Soll ziemlich bizarr sein. Da fahren wir am Samstag hin, ich freu mich schon. Mal gucken wie das ist, vielleicht koennen wir das ja tatsaechlich als Vorbild nehmen und spaeter in Oesterreich ein Hitler-Museum eroeffnen, wie mein russischer Kollege A. vorschlug…

Vom Hotelzimmer aus schaut man genau auf den Freedom Square, auf dem im November 2003 die Demonstrationen stattfanden. Ich weiss nicht, wie es vorher dort aus sah, aber heute ist dort neben dem Rathaus das Marriott , in dem wir wohnen, die Bank of Georgia und United Georgian Bank, eine Cola Billboard-Werbung und eine grosse Leinwand mit Werbespots, die ich leider nicht lesen kann. Dazwischen herrscht das uebliche Verkehrschaos und massenhaft nagelneue Polizeiwagen fahren ohne erkennbares Muster oder Ziel durch die Stadt und machen dabei allerlei Geraeusche.
Abgesehen davon hat sich allerdings wohl nicht so viel verbessert, anscheinend eher im Gegenteil. Korruption ist wohl immer noch an der Tagesordnung, Strom immer noch nicht selbstverstaendlich und Medien werden immer noch beeinflusst, lediglich von anderen Personen.
Ein weiteres Problem ist wohl die Sicherheitslage und dass man sich als Auslaender nicht besonders sicher bewegen kann in der Stadt. Mir ist das zwar noch nicht aufgefallen, aber in die kleinsten Seitenstrassen oder alleine in die Dunkelheit muss ich mich dann auch nicht bewegen. Und dank der Konferenz kommt man auch nicht so sehr zum Sightseeing wie man eigentlich wollen wuerde.
Erwaehneswert ist uebrigens auch das georgische Essen: Unglaublich umfangreiche und leckere Vorspeisen, Salate, gegrillter Kaese, Kachapuri (mit Kaese gefuelltes warmes Brot), Spinatpaste und andere Koestlichkeiten mehr. Als Hauptgericht dann beispielsweise gegrilltes Fleisch und dazu georgischer Rotwein… In Wien gibt es ein georgisches Restaurant ("Ma Creperie"), wenn jemand auf den Geschmack gekommen sein sollte...
Sonntag, 16. Oktober 2005
It's a long way to Vienna
Sonntag, 02:00, Flughafen Almaty
Ein einziges Chaos, aber dank sowjetischer Durchsetzungsfaehigkeit klappt das dann doch alles. Das geht so: Unser russischer Kollege zueckt seinen Diplomatenpass, marschiert – uns im Schlepptau – einfach an allen Schlangen vorbei, greift sich einen uniformierten und sagt dass a) er Diplomat ist, b) wir seine internatonalen Gaeste und c) wir gerade von einem Abendessen beim Schwiegersohn des Praesidenten kommen, woraufhin d) der Uniformierte sich entschuldigt und uns alle passieren laesst. Klappt immer. A. sagt, das wuerde sie an ihre Kindheit erinnern.
03:30, Take-off
Kaum Verspaetung, es geht gen Heimat. Bis hierhin 19 Stunden ohne Schlaf. Beim Film fallen mir die Augen zu, aber so richtig schlafen kann man in diesen Scheisssesseln nicht.
24 Stunden wach
Irgendwo ueber Polen gibt’s Fruehstueck. Ungeniessbar, was denkt die Lufthansa sich eigentlich?
25. Stunde, FRA
Landung in Frankfurt. Ueberall kaputte Treppen, lange Schlangen. Kollege A. kommentiert: „German efficiency? Your ass!“. Recht hat er.
27. Stunde, FRA
Start nach Wien. Das Sandwich schmeckt kein Stueck nach Huhn.
29. Stunde, 10:00 Ortszeit, Wien
Landung in Wien, Koffer eingesammelt und mit Kollegin H. erstmal auf einen BigMac zu McDonalds. Mag ignorant klingen, aber so eine Dosis Tomatenketchup tut echt mal ganz gut. Kurze Spekulation, wie eine Bestellung bei McDo in Kasachstan aussieht. „Einmal das BlackBeauty Menu bitte, mit McFury, Sechser Manti und einer grossen Stutenmilch ohne Eis.“
32. Stunde, Badewanne
Tut gut.
Samstag, 15. Oktober 2005
Stutenmilch und Pferdefleisch

Die Konferenz in den letzten beiden Tagen gut ueber die Buehne gebracht. Interessante Leute, spannende Berichte und heftige Diskussionen mit Regierungsvertretern (die natuerlich davon ueberzeugt sind, dass die Medien im eigenen Land eh so frei sind… freier geht’s gar nicht!).

Abends dann offizielles Essen, bei dem der Gastgeber sich eher grosskotzig verhielt.
H.: „He acts like he owns this whole country.“
A.: „In fact, he does.“
Waehrendessen tuermte sein Assistent Pferdefleisch und Manti auf unsere Teller. Manti sind so eine Art Ravioli, gefuellt mit Lamm und eigentlich ganz lecker. Sehen nur irgendwie aus wie Hirn.
Heute haben wir ein wenig Zeit, in die Berge zu fahren, allerdings geht es da irgendwo nicht weiter, da die Strasse zwar da ist, die Bruecke ueber den Fluss jedoch einfach fehlt. Auf dem Rueckweg noch Mittag gegessen (diesmal kein Pferd) und nach einem kurzen Stopp in der Shoppingmall wieder ins Sanatorium.
Die Kluft zwischen Arm und reich ist hier wie so oft unglaublich gross. In den Malls gibt es Geschaefte von Calvin Klein oder Dior, in denen die Preise in Euro und US-Dollar ausgezeichnet sind, und eine Eislaufbahn, aber auf den Strassen in der Stadt sitzen alte Frauen ohne Zaehne, die am Strassenrand Melonen fuer ein paar Tenge verkaufen. Gleichzeitig fahren mehr Porsche Cayenne oder BMW X-irgendwas mit verdunkelten Scheiben herum als in vielen anderen Grossstaedten. Oelgeld meets gewachsene Nomadenstrukturen. Oder eher Oligarchen vs. normale Bevoelkerung.
Der Verkehr ist die Hoelle (allein die Auslegung der Verkehrsregeln gefaellt mir), es stinkt nach Abgasen und verbrannten Muell, Buergersteige oder so gibt es natuerlich nicht, aber jeder ist trotzdem im Auto, zu Fuss oder sonst wie unterwegs. Lebhaft, koennte man sagen.
Zurueck im Sanatorium noch schnell schwimmen gewesen, dann Sachen packen. War jetzt auch genug Pferdefleisch.
Mittwoch, 12. Oktober 2005
Des Apfels Grossvater

Da die Konferenz erst morgen beginnt haben wir heute ein wenig Zeit, uns die Gegend anzugucken. Im gemieteten Bus geht es zum National Square, zum Panfilov-Park (Panfilov hat dem Mythos zufolge mit seinem Regiment 1941 den Vormarsch der deutschen Armee 28 Kilometer vor Moskau gestoppt), zu einer orthodoxen Kirche und allerlei anderer Sehenswuerdigkeiten.
Eine davon war mit einer Seilbahn zu erreichen, die an sich schon eher eine Sehenswuerdigkeit denn ein vertrauenserweckendes Verkehrsmittel war. Auf dem Berg gab es dafuer dann auch ein Marmordenkmal eines Apfels zu sehen. Almaty, oder Alma-Ata, heisst naemlich uebersetzt „Grossvater des Apfels“. Wieso auch immer.
Mittagessen gab es traditionell kasachisch in einer traditionellen Jurta. Bezeichnend der folgende Dialog mit dem Kellnerl, der freundlich fragt:
„Moechten Sie Pferdemilch?“
„Nein, danke.“, antworte ich.
„Ok, dann also Kamelmilch.“, folgert er messerscharf und stellt eine Schale vor mich auf den Tisch.
Dazu gab’s dann getrocknetes Pferdefleisch und allerlei andere Leckereien. Manches gar nicht mal so schlecht.

Dann noch eine kurze Exkursion mit dem Bus durchs Wintersportgebiet (Almaty liegt am Fusse einer Gebirgskette, die bis zu ein paar tausend Meter hoch ist. Ralf Schuhmacher geht in der Gegend uebrigens jagen und der Taxifahrer von einigen von uns gestern ist – natuerlich – ein guter Freund von ihm.), Blick auf das Eisstadion und einige etwas verblasst wirkende Kinderkarussells, Picknickplaetze und andere Vergnuegungsinfrastruktur, die ihre besten Tage allerdings schon gesehen hat. Sozialistischer Charme und irgendwie eine Ahnung eines Blicks in vergangene (Sowjet-) Zeiten. Wie uebrigens oefter in Osteuropa, wenn auch in geringerem Ausmass. Oder eben in Oesterreich...
Kurz noch an einer heissen Quelle haltgemacht, die allerdings gar nicht pittoresk aus einem rostigen Rohr troepfelt und dann uebers Einkaufszentrum (Souvenirs, Souvenirs) wieder ins Sanatorium.
Kamelmilch schmeckt uebrigens gewoehnungsbeduerftig, Pferdemilch gar nicht.
P.S. Ein paar erste Bilder gibt es hier.